Ohne Spannung kann das Leben nicht gelebt werden. Daher ist der allgemein bekannte Begriff der „Entspannung“ mit den verschiedensten Techniken etwas irritierend.
Ich möchte den Begriff so verstehen, dass eine andauernde Anspannung, die nicht mehr auf das Erreichen von Zielen ausgerichtet ist, abgebaut wird. Wer Ziele erreichen möchte, wird es nicht ohne ein erhöhtes Maß an Anspannung schaffen. Aber jeder Gummi, der zu lange gespannt wird, zerreißt. Ziel aller Entspannungsverfahren ist es, die gesunde „Spannungsmitte“ wiederzufinden.
Entspannungsverfahren werden in der Schmerztherapie eingesetzt, um durch Muskelverspannung provozierte Schmerzen zu reduzieren. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass Menschen, die Spannungszustände aktiv regulieren können, weniger anfällig für Erkrankungen jeglicher Art sind.
Entspannungsverfahren werden u.a. eingesetzt, um das seelische Gleichgewicht zu fördern und seelischen Daueranspannungen entgegenzuwirken. Gerade die emotionalen Zustände Wut, Ärger und Angst führen schnell zu einem „Überspannen“ und zu einem schmerzhaften „Muskelpanzer“. Zwangsläufig münden innere Spannungszustände bei fehlender Gegenregulation in körperlichen Schmerzen.
Entspannungsverfahren bewirken bei regelmäßiger Anwendung eine Reduktion der Muskelspannung. Sie führen zu einer
Verbesserung der Wahrnehmung des Körpers und der Bewegungen.
Es gibt viele weitere Maßnahmen zur Förderung einer Reduktion körperlicher und auch seelischer Anspannung. Dazu sind auch Massagen und Reflexzonenmassagen, die in der Praxis angeboten werden, zu zählen. Einen regulierenden Einfluss auf die körperlichen Funktionen hat auch die Fußreflexzonenmassage nach H. Marquardt. Dabei werden am Fuß lokalisierte Bereiche, die als ein Abbild des Körpers und seiner Funktionen gesehen werden, mit bestimmten Handgriffen stimuliert. Regulierend wirken auch Körpermassagen in Verbindung mit Wärmeanwendungen. Dabei ist jedoch immer zu beachten, dass der Einsatz nur dann effektiv ist, wenn diese Maßnahmen mit körperaktivierenden Maßnahmen verbunden werden. Nur durch das Wechseln zwischen Spannungszuständen kann die „Mitte“ wiedergefunden werden.
Die progressive Muskelrelaxation kann bei körperlichen Schmerzsyndromen zu einer schnellen Reduktion der Anspannung und damit auch der Schmerzen führen. Angewendet werden sollte diese Technik immer in Verbindung mit weiteren, den Körper fordernden Übungen. Achtung: progressive Muskelrelaxation wird oft so gelehrt, dass sich die Übenden auf den Rücken legen und dann einer Anleitung folgend bestimmte Muskelgruppen nacheinander anspannen. Das ist nicht mein Ansatz. Vielmehr sollen Übende nach weniger als drei Übungsanleitungen mit viel Kreativität einen eigenen Weg finden, diese Technik anzuwenden. Jeder einzelnen muss damit spielen können und die PMR im Alltag einsetzen. Überall dort, wo er es für angezeigt hält und dann unabhängig von der Möglichkeit, auf dem Boden zu liegen. Kurz, einfach und wirkungsvoll – das ist dabei der Leitgedanke.
Das Autogene Training ist ein gegliedertes Entspannungsverfahren, das stufenweise erlernt werden sollte. Dabei ist ein monatelanger Lernprozess notwendig. Durch Autosuggestion können unwillkürliche Körperfunktionen positiv beeinflusst werden.